MADE IN MAINZ!

Vielen Dank für die Unterstützung von Philipp und Jens und der Druckerei Schwalm. 

Und unseren Eltern, die uns fleißig Kinderbücher vorgelesen haben.

© 2019, Made in Mainz

Texte von Kim Brückmann,

Illustrationen von Susan Urbanek,

Animationen von Jessica Winkler

Es ist Zeit für das Abendessen. 

Charlie, Toni, Mama und Papa sitzen gemeinsam am Tisch und lassen es sich schmecken. 

Charlie hat eine Frage: „Mama, können wir ein Haustier haben?“

Mama ist erstaunt: „Wie kommst du denn darauf?“ 

„Mein Freund Torben hat heute in der Schule erzählt, dass er einen Hasen bekommen hat. Der ist so süß. Können wir bitte auch ein Haustier haben?“

Mama schüttelt den Kopf: „Nein, ihr bekommt kein Haustier.“ 

„Wieso?“, fragt Toni. 

Mama antwortet: „Ihr müsst erst noch lernen, mit Verantwortung umzugehen. Um ein Haustier muss man sich immer kümmern. Auch wenn man keine Zeit oder Lust hat.“ 

Toni und Charlie denken nach. Daran hatten sie nicht gedacht.

Es ist der nächste Tag. 

Charlie, Toni und Mama gehen zusammen einkaufen. 

Auf dem Weg nach Hause sehen sie viele Menschen, die auf einem Platz stehen. 

Sie halten bunte Plakate hoch und sind sehr laut. 

Toni fragt: „Was machen die da, Mama? Wieso stehen die alle auf dem Platz und sind so laut?“

Mama antwortet: „Das ist eine Demonstration, Toni. Menschen, die etwas verändern möchten, treffen sich an einem Platz. Sie wollen etwas ändern in ihrem und unserem Leben.“ 

Charlie ist erstaunt: „Aber wie ändern sie etwas? Sie treffen sich doch nur. Sie machen doch nichts außer laut sein!“

Mama lächelt: „Andere Menschen sehen sie, weil sie so viele sind. 

Andere Menschen hören sie, weil sie so laut sind. 

Wenn sie Glück haben bemerken Menschen sie, welche die Macht haben etwas zu ändern – die Regierung. Nur diese kann ihre Forderungen umsetzen.“ 

„Und warum wollen die Menschen etwas ändern?“, fragt Toni. 

„Weil ihnen etwas nicht gefällt oder sie eine Situation für alle Menschen besser machen möchten. 

Aber die Leute machen das nur, wenn sie etwas wirklich von ganzem Herzen wollen und verändern möchten.“ 

Toni denkt nach: „Etwas wirklich von ganzem Herzen wollen?“, wiederholt er. 

Toni hat eine Idee. 

Zuhause gehen Toni und Charlie in ihr Kinderzimmer. 

Sie machen die Tür zu. 

Papa wundert sich: „Was machen die beiden so lange? Ich habe sie schon seit zwei Stunden nicht mehr gesehen!“

Dann geht die Tür auf. Toni und Charlie kommen heraus. Sie haben bunte Plakate in den Händen. Auf Charlies Plakat steht: „Wir wollen ein Haustier!“ Auf Tonis Plakat steht: „Erlaubt uns ein Haustier!“

Toni und Charlie stellen sich vor ihre Eltern. 

Sie rufen: „Wir wollen ein Haustier. Erlaubt uns ein Haustier!“ 

Sie laufen im Kreis um die Eltern herum. 

Papa ist verwundert. Mama ist sauer. 

Mama ruft: „Stopp!“

Toni und Charlie schauen sie an. 

Mama sagt: „Ich habe doch gesagt, man veranstaltet eine Demonstration nur, wenn einem etwas wirklich wichtig ist!“ 

Charlie und Toni rufen gleichzeitig: „Aber das ist uns doch wirklich wichtig!“

Mama schüttelt den Kopf: „Okay. Dann sagt mir, welches Haustier ihr gerne wollt. Und warum ihr überhaupt ein Haustier wollt!“ 

Charlie und Toni schauen sich an. Darüber haben sie nicht nachgedacht. 

Sie wissen keine Antwort. 

Traurig gehen sie zurück in ihr Zimmer. 

Da kommt Papa ins Zimmer. 

Er lächelt: „Seid nicht traurig! Ich helfe euch. Dann können wir Mama vielleicht doch noch überzeugen.“ 

Toni und Charlie freuen sich. Jetzt haben sie Papa auf ihrer Seite. 

„Was müssen wir jetzt machen?“, fragt Charlie. 

Papa erklärt: „Ihr müsst weiter demonstrieren. Und euch überlegen, welches Tier ihr wollt. Und wieso ihr genau dieses Tier wollt.“ 

Charlie überlegt: „Einen Hasen für mich und einen Hasen für Toni.“ 

Toni nickt: „Und wir wollen sie, weil sie süß sind.“ 

Papa meint, dass das kein guter Grund ist. 

 Charlie überlegt: „Mit Hasen kann man super spielen, meint mein Freund Torben. Und die sind auch nicht so groß.“ 

Toni sagt: „Und die machen auch nicht so viel Arbeit. Die können ja dann einen Stall im Garten haben. Dann machen sie keinen Dreck im Haus.“

Papa nickt. „Gut!“, sagt er.

 „Jetzt müsst ihr euch überlegen, was ihr für den Hasen tun könnt. 

Wenn er da ist, dann seid ihr für ihn verantwortlich. Ihr müsst euch um ihn kümmern. 

Ihr müsst einen Vertrag aufsetzen, in dem ihr das versprecht. “ 

„Was genau heißt das?“, fragt Toni. 

Papa antwortet: „Ihr demonstriert weiter. Falls Mama bereit ist zu verhandeln, also euren Wünschen und Versprechen zuzuhören, braucht ihr einen Vertrag. 

Ihr müsst die Hasen füttern und ihren Stall säubern. 

Und natürlich auch mit ihnen spielen! 

Und das schreibt ihr auf ein Papier und schreibt eure Namen darunter. 

Und wenn das Mama und mir gefällt, schreiben wir auch unsere Namen darunter.

Dann haben wir einen Vertrag. Und ihr könnt eure Hasen haben! “ 

Toni und Charlie nicken: „Papa, hilfst du uns?“ 

Papa lächelt und holt einen Stift und ein Blatt Papier. 

Am nächsten Abend sitzen Mama und Papa auf dem Sofa. 

Charlie und Toni kommen herein. 

Sie haben wieder Plakate dabei. 

Diesmal steht darauf: „Wir wollen einen Hasen!“ und „Erlaubt uns einen Hasen!“. 

Und das rufen sie auch. 

Mama schüttelt den Kopf. 

Nach 10 Minuten haben die beiden genug. 

Sie gehen in ihr Zimmer, weil Mama sie immer noch nicht beachtet. 

Da kommt Papa herein. „Das habt ihr toll gemacht!“, lobt er sie. 

„Aber Mama hat uns nicht beachtet!“, antwortet Charlie traurig. 

Papa lächelt: „Das ist bei Demonstrationen so. Oft gehen Leute 10, 20 oder sogar 100 Mal auf die Straße, bis etwas passiert und sie bemerkt werden. Ihr müsst weitermachen. Nur dann könnt ihr es schaffen!“

Charlie und Toni folgen seinem Rat. Sie demonstrieren weiter vor ihren Eltern. 

Nach dem dritten Mal reagiert Mama: „Okay, ihr habt das lange genug gemacht. Ihr habt uns bewiesen, dass ihr die Hasen wirklich möchtet. Ich höre euch zu.“ 

Toni und Charlie stellen stolz den Vertrag vor, den sie mit Papa geschrieben haben. 

Jetzt lächelt Mama: „Ihr wollt wirklich unbedingt einen Hasen! Dann werde ich den Vertrag unterzeichnen. Aber ihr müsst euch dann an alles halten, was ihr versprochen habt!“ 

Toni und Charlie strahlen. Das werden sie.

Sie haben es geschafft! 

Mama und Papa unterschreiben den Vertrag. 

Am nächsten Tag fahren Toni und Charlie mit Mama und Papa zu einem Tierheim.

Beide dürfen sich einen Hasen aussuchen. 

„So sieht das Ergebnis einer erfolgreichen Demonstration aus! Ich bin stolz auf euch!“, sagt Papa.